TREATMENT
- HELENA - Der Film - von Eberhard Wagner
Teil
1
- Bonvie, Nacht, Treiben
der Gro§stadt.
- Bonvie, Nachtbar,
Theke, schummrige AthmosphŠre, Musik. Helena sitzt am Barhocker und
trinkt einen Campari nach dem anderen. Sie macht einen dieser typischen
Vertreter an: Milchgesicht, wichtige Mine, Aufrei§ergehabe. Sie gibt
Signale, er reagiert, sie verstŠrkt die Signale, sie trinken aufs Du-Wort.
Er hei§t HervŽ. Sie bewegt ihren Kšrper zum Rhythmus der Musik, sie
tanzen, sie schmiegt sich an ihn, er wird handgreiflich, sie lŠ§t es
zu.
- Wohnhaus Helena an
der Dash-Promenade von Bonvie; Au§enaufnahme Kai/Abgang, Flu§.
- Wohnung Helena, Nacht.
Couch, die in einen Regalverbau eingepa§t ist. Sie hat die Augen geschlossen,
wŠhrend er sich Ÿber ihr abmŸht. Nur in Andeutungen.
- Wohnung Helena. Morgensonne.
Sie steht an der KŸchentheke. Die Wohnung ist eine Einraumwohnung, mit
drei Fenstern zum Flu§ hinaus. Die Uhr zeigt, da§ es gegen halb acht
geht. Sei kocht Kaffee, wirkt nachlŠssig und frustriert; sie trŠgt nur
ihren Bademantel, der ihr Ÿber die Schulter hŠngt. GerŠusche zeigen,
da§ er wach wird. Er versucht sie zu locken. Sie geht zu ihm hin, will
ihn dazu bewegen, da§ er aufsteht, er versucht die ZŠrtlichkeiten zu
verlŠngern, sie weist ihn verŠrgert zurŸck. Er ist ein wenig eingeschŸchtert,
zieht sich an. Sie hat einstweilen das FrŸhstŸck gerichtet: Kaffee in
Bechern, die Milchpackung am Tisch der E§garnitur, die im Fenstereck
steht. Sie beobachtet die Mšwen, die VorgŠnge auf der Stra§e, die bereits
lebhaft sind. Er versucht ein erwŠrmendes GesprŠch, sie ist abweisend,
drŠngt ihn, da§ er gehen mŸsse. Am Tisch steht ein gro§er, bereits etwas
mitgenommen aussehender Blumenstrau§, und er frŠgt, woher sie den habe.
Sie sagt, da§ sie einen heimlichen Verehrer habenmŸsse, denn seit Monaten
erhalte sie jeden Samstag einen Blumenstrau§ anonym zugeschickt. Beim
Abschied versucht er sie noch zu kŸssen, sie wendet sich ab. Als die
TŸre geschlossen ist, lehnt sie sich erleichtert an diese, atmet tief
aus, bleibt einige Sekunden so stehen. Die Wanduhr Ÿber der TŸre zeigt
8 Uhr.
- BŸro Kowalsky. Gro§raumbŸro,
ziemlich leer. Ein Mann (Bernhard Ziegelbauer) klebt an einen PC-Bildschirm
eine Blendfolie und betrachtet ihn aus verschiedenen Winkeln, ob nun
auch blendfreies Arbeiten mšglich ist.
- Wohnung Helena. Sie
zieht sich an, greift wahllos einen lasziven, engen Pulli, zieht ihn
Ÿber, dazu einen kurzen Rock. Putzt sich nur ganz kurz die ZŠhne im
Bad (GerŠusch), kŠmmt im Herausgehen nur kurz ihr Haar.
- Belebte Stra§e von
Beauvie, Zentrum. Helena geht mit gelangweiltem Blick, sieht nicht links
noch recht, U-Bahn Ausstrieg, dann noch durch einige Stra§en. Einige
MŠnner blicken sich nach ihr um, ebenso Frauen, die pikiert wirken in
ihren straffen Blusen und Hosen, geschminkt.
- BŸro Firma Kowalsky,
Frischwaren en Gros. Firmenschild am GebŠude, kurze Au§enansicht. Kamera
steigt Ÿber ein Fenster in Innenraum. Gro§raumbŸro. Hektische Betriebsamkeit.
- BŸro Kowalsky. Bernhard
Ziegelbauer an seinem Schreibtisch, er ist bis obenhin mit Arbeit eingedeckt.
Helena betritt das BŸro, stemmt sich gegen die Plexi-tŸre, die schwergŠngig
ist. An ihrem Arbeitsplatz entdeckt sie, da§ ihr Computerbildschirm
eine Blendfolie hat. Sie frŠgt den Schreibtischnachbarn, der aber auch
nicht wei§, wer das getan hat. Der Mann geht zu ihr hin und sieht es
an, beugt sich dabei weit Ÿber Helena und blickt ihr in den Ausschnitt.
"Wird ein Verehrer gewesen sein," sagt er, und streicht ihr
Ÿber den Nacken. Nervšser und verŠrgerter Blick von Bernhard.
- Bilder von der belebten
Fu§gŠngerzone BonvieÕs. SchŠkernde Paare in einem Gastgarten vor einem
Kaffeehaus. Kokette ZurŸckweisung von Zudringlichkeiten. Gurrende Tauben
auf der Stra§e.
- BŸro Kowalsky, Vormittag.
Helena šffnet ihre Schreibtischlade, um Frachtpapiere herauszunehmen,
seith dabei ein Bilett, eine neutrale VerlobungsanzeigefŸr den 6. Juli
1996. Handschriftlich darunter: "WŸrde mich freuen, wenn Du kommen
kšnntest! Sabine." Ein Arbeitskollege tritt an sie heran, scheinbar
um mit ihr etwas zu besprechen, fŠhrt ihr dabei von hinten in den Pulli,
streichelt sie am RŸcken. Sie ignoriert das, arbeitet kŸhl weiter. Bernhard
blickt nervšs, springt auf, tritt an sie heran und frŠgt barsch den
Kollegen, ob er die Lieferung von KerschhartÕs Artischocken schon urgiert
habe. Der verneint, Bernhard weist ihn scharf zurecht, dann sei es aber
Zeit. Er geht nervšs zu seinem Arbeitsplatz zurŸck.
- BŸro Kowalsky. Kollegen
und Kolleginnen beim Kaffeetratsch. Sie unterhalten sich Ÿber Helena,
die Frauen eifersŸchtig, weisen auf ihre hochnŠsige Art hin, die MŠnner
hŠnseln sich untereinander, da bei ihr nicht zu landen ist. Sie hole
sich ihre NachtgefŠhrten woanders, fahre wie ein Magnet Ÿber den Kehricht
und sammle die MetallstŸcke. Eine pummelige Kollegin steht neben Helena,
weist auf die Bildschirmfolie hin, das sei wohl ein heimlicher Verehrer.
Bernhard verkrampft an seinem Schreibtisch. Helena weist das brŸsk zurŸck,
ein Mann kšnne ihr wirklich gestohlen bleiben, sie lebe lieber allein
und frei.
- Elternhaus Bernhard,
Au§enaufnahme. Einfamilienhaus, Abend, lŠndlich, gediegen
- Elternhaus Bernhard.
BernhardÕs Zimmer. Bernhard studiert Immobilienanzeigen, streicht mit
Stiften Wohnungen und HŠuser an, sucht die Lage am Stadtplan, studiert
die Buslinien. Am Rand der Zeitung steht mehrmals der Name "Helena
Ziegelbauer" geschrieben. Er blickt immer wieder vertrŠumt auf
und sieht zum Fenster hinaus.
- Wohnung Helena, Abend,
22 Uhr. Sie sitzt auf dem Sofa, i§t gelangweilt ein chinesisches FertigmenŸ,
blickt immer wieder zum Fernseher, zappt in den KanŠlen. Kalender: Es
ist Freitag, 1. Juli 1996. Einblendung Bonvie; abendliche Gro§stadt.
Rundblick Ÿber die Wohnung. Helena dšst vor sich in, ausgestreckt auf
dem Sofa. Man hšrt Schritte und Stimmen am Flur, sie nickt immer mehr
ein, eine TŸre kracht.
- †berblendung. HelenaÕs
Elternhaus in Trobeau, 1976. Kalender. Flur im Erdgescho§, TŸre knallt
zu, Streitworte verhallen. Helena ist sieben Jahre alt, ein hŸbsches
MŠdchen. Sie šffnet weit die Augen, als die TŸre knallt. Sichtlich aufgeregt
lauscht sie. SchlŸrfende Schritte von unten. Der Vater, etwa dreiundzwanzig
Jahre, geht zum KŸhlschrank, nimmt ein Bier heraus. Klirrende GerŠusche.
Sitzt am KŸchentisch und trinkt, starrt vor sich hin. Zimmer Helena.
Wieder dieselben GerŠusche, sie wirkt aufgeregt, hat die Decke zurŸckgeschlagen,
richtet sich auf, lauscht, huscht rasch wieder unter die Decke, als
ein verdŠchtiges GerŠusch (die Katze hat einen Plastikapfel aus der
Schale gesto§en) zu hšren ist. Lauscht weiter. Bild in der KŸche. Der
Vater betrachtet es vertrŠumt: Es ist eine dilettantische Malerei.
- RŸckblende. Sommer
1953. Ein schŠbiges Kleinsiedlerhaus in einem Dorf am Land, wenige alte
Lastwagen. Eine junge, abgearbeitete Frau holt Holz, sieht sich immer
wieder um. Sie geht hinein. Drei kleine Kinder spielen in der schŠbigen
Stube. Sie redet wenig, aber liebevoll, frŠgt nach Adolf, wo der schon
wieder sei.
- Adolf, acht Jahre,
inmitten einer blŸhenden Wiese. Sitzt und schaut vertrŠumt einem aufregenden
Wolkengebildel zu. Mit den Bewegungen der Wolken bewegt sich sein Gesicht,
als formter er Bewegungen nach. Dann springt er auf und zieht wieder
einen hochbeladenen Heukarren, in dem Forke, Rechen und Sense stecken.
- Wohnhaus Adolf. Adolf
kommt heim. Die Mutter macht ihm sanfte VorwŸrfe, er sei ein so vertrŠumter
Bub, das sei furchtbar, was einmal aus ihm werden solle. Vom Schauen
werde man nichts. Adolf spielt mit den Geschwistern, steht immer wieder
auf und arrangiert Dinge auf der Kommode, auf dem KŸchentisch, zu einer
Art Stilleben, und betrachtet es aus verschiedenen Blickwinkeln.
- Sonntag, Hochamt.
Gotische Kirche. Adolf in der Kirche, auf der Empore, mit gro§en Augen
verfolgt er die Messe. Viel Weihrauch, der Kirchenchor singt MozartÕs
Missa brevis KV 245, gotische Kirchenhalle, wundervolles, gebrochenes
Licht im Chor, sehr exakte und feierliche Bewegungen des Pfarrers, Liturgisches
Spiel, auch Ministranten, Lateinische Gebete. Sinnenfest. Adolfs Ohren.
Sehr komprimierte EindrŸcke, in immer rascheren AbstŠnden.
- Gotische Kirche,
leer, Stimmengewirr vom Kirchplatz, Adolf noch in der letzten Kirchenbank
mit geschlossenen Augen.
- Kirchenvorplatz.
Adolfs Vater macht sich Ÿber den Buben liebevoll lustig, der wie immer
noch in der Kirche sitzt. Wird doch nicht Pfarrer werden wollen, lacht,
schŠkert mit jŸngeren Bauersfrauen, macht einer dunkelhaarigen Augen,
die blickt sich verstohlen nach ihm um, als sie mit ihrem Mann weggeht.
Adolfs Vater schaut ihr aus den Augenwinkeln verschmitzt nach. Der Bauer
arglos. Ruft Otlieb Surbeer noch zu, er solle nŠchste Woche wegen dem
Stier vorbeischaun, diesmal aber einen gescheiten Preis machen.
- Scheune der Surbeers,
Adolfs Stiefmutter steht vor einem Waschtrog und kŸcht mit melancholischem
Blick die WŠsche aus, stš§t und schiebt mit einem gro§en Holzlšffel.
Adolf kommt zu ihr, schaut ihr erst nur zu, sie sieht immer wieder zu
ihm, dann sagt er leise, da§ sie es kaum hšren kann, da§ er gern Pfarrer
werden mšcht. Sie unterbricht ihre Arbeit, schaut geradeaus, macht weiter.
Dann dreht sie sich zu ihm hin, er weint schon ein wenig, und dann fliegt
er ihr in die Arme, sie drŸckt ihn, und sagt, da§ man halt immer da
sien mu§, wo man gebraucht wird, da will einen der liebe Gott haben.
- Bauernhof, Stall.
Adolfs Vater beim Bauern vom Sonntag.Sie handeln um den Stier. Adolf
wedelt mit Geldscheinen herum, und Ÿbertšlpelt den Bauern, der zu einem
niedrigeren Preis abschlie§t. Die BŠuerin fŸttert derweil die KŸhe.
Immer wieder Blickwechsel mit Otlieb Surbeer. Der fŠhrt mit einem alten
Viehwagen weg, nachdem der Stier verladen ist, der Bauer stšhnt noch
und feixt, da§ Otlieb ein verteufelt geschickter ViehhŠndler ist.
- Nacht, derselbe Bauernhof.
Otlieb auf einer Leiter, kratzt vorsichtig an der Fensterscheibe. Die
BŠuerin huscht zu ihm, šffnet vorsichtig, der Bauer schnarcht im Hintergrund.
Sie deutet ihm. …ffnet die HaustŸre, beruhigt den Hund, der Otlieb freundlich
an der Hand leckt. Im Flur umarmen sie sich leidenschaftlich, Otlieb
schiebt ihr das Schlafkleid hoch. Blende.
- Wohnhaus Adolf. 1968.
Der Pfarrer bei der Stiefmutter, trinkt einen Kaffee aus einem gro§en
HŠferl. Die Mutter, um sieben Jahre Šlter, spricht mit ihm, was aus
Adolf werden soll. Der Pfarrer sagt, da§ er ihn mit MŸh und Not durch
die Schule gebracht hat, und man hat so manches Aug zugedrŸckt, er lernt
halt ein wenig schwer und sei ein ruhiger, aber vertrŠumter Bub. Aber
mit fŸnfzehn mŸsse man sich nun Gedanken machen, was aus ihm werden
solle.
- Verrauchtes Gasthaus.
Otlieb Surbeer spielt den gro§en Herren. Bauern unterhalten sich, feixen,
da§ er landauf landab seine BŠlger in die Welt gesetzt hat, und da§
er sich bald nirgendwo mehr blicken kann. HŠnseln sich gegenseitig,
ob nicht des einen Kind auch ... Viel Sauferei und gute Stimmung. Bauern
sprechen Ÿber die všllige †berschuldung von Otlieb, der schon mit der
Kellnerin schŠkert und ihr heimliche Versprechungen macht, da§ er ihr
einen Ring schenken wird.
- Pfarrhof Trobeau,
Versammlungsraum, 1977. Der junge Pfarrer mit acht anderen Frauen, Frauenrunde.
Sie duzen ihn und nennen ihn "Roland". Sie diskutieren Ÿber
die UnterdrŸckung der Frau und Ÿber die Dritte Welt. Beschlie§en einen
Dritte-Welt-Bazar. Ruth unterhŠlt sich mit einer der Frauen Ÿber ihr
schweres Schicksal, sie ist sehr unzufrieden, und wŸrde am liebsten
ein neues Leben anfangen: Mit Kultur und SelbstŠndigkeit und einem ordentlichen
weltlichen Ziel. Vielleicht wŠre sie auch RechtsanwŠltin geworden. Aber
leider war auch ihre Kindheit recht schwer, und so tragisch.
- Landgut Hasselbrock.
1959. Pferde im Stall, gro§e Aufschrift "Reiterhof". Der junge
Arzt Dr. Estlect bei dem bettlŠgerigen, vor Schmerzen stšhnenden, vierzigjŠhrigen
Herrn Hasselbrock. Der Arzt untersucht ihn am Bauch, obwohl das Bein
schwarz und eiterig ist. Sie unterhalten sich Ÿber die Kriegsverletzung
am Bein, und kurz Ÿber den Werdegang. Hasselbrock bittetn den verschmitzten
Arzt, ihm aus dem Schrank eine Flasche zu bringen. Als der šffnet, rutschen
ihm ganze Berge von Flaschen entgegen. Sie schauen sich an. Als Hasselbrocks
Frau das Zimmer betritt, versteckt der Arzt die Flaschen rasch.
- Trobeau, Friedhof.
Das Gesinde vom Reiterhof unterhŠlt sich beim BegrŠbnis, da§ der alte
Hasselbrock an Leberzirrhose gestorben ist. Vier MŠdchen - Ruth, sieben
Jahre, Almut, siebzehn, Astrid, zwšlf, Kerstin, achtzehn, und schwanger
- unterhalten sich sehr hochmŸtig Ÿber die Umstehenden, und die Mutter,
die bescheiden danebensteht. Ein junger Bauerssohn kondoliert wie viele
andere, und er wirft sichtlich ein Auge auf Kerstin. Die freut sich
schon, da§ sie nun einen Bauingenieur aus Bonvie heiraten wird, dann
ist sie aus allem drau§en.
- "Reiterhof",
Stube. Die drei Schwestern und Jakob Schweitzer sind dabei, als Kerstin
einen Brief šffnet, in dem ihr der Bauingenieur mitteilt, da§ er es
sich noch einmal Ÿberlegt habe und sie doch nicht heirate. SelbstverstŠndlich
werde er pŸnktlich seiner Verantwortung nachkommen und fŸr das Kind
zahlen. Kerstin ist všllig gebrochen. Jakob bemŸht sich um sie, und
teilt ihr mit, da§ er zu ihr stehen wŸrde, trotz des Kindes. Kerstin
horcht auf.
- "Reiterhof",
ein Schild, das ihn nun als "Schweitzerhof" bezeichnet. Alles
ist heruntergekommen, im Stall sieht man keine Pferde mehr.
- "Schweitzerhof",
Stube, Kalender zeigt 1968. Alles sieht auch hier všllig heruntergekommen
aus. Der betrunkene Jakob Schweitzer streitet mit Kerstin, die hochschwanger
ist und verzweifelt weint. Jakob verlŠ§t die Stube, um ins Wirtshaus
zu gehen.
- "Schweitzerhof".
Als Jakob an der Scheune vorbeikommt, sieht er Almut, die sich darin
aufhŠlt. er tritt ein.
- "Schweitzerhof",
Scheune. Almut betrachtet sich in einem Spiegel. Jakob bedrŠngt sie,
doch sie weist ihn brŸsk zurŸck und flieht vor ihm zu ihrer Schwester
Ruth, die knapp fŸnfzehn Jahre ist und recht hŸbsch. Sie sitzt im Stroh
und liest. Jakob geht ins Gasthaus.
- Trobeau, "Goldener
Ochse" Einige MŠnner, es geht sehr feuchtfršhlich her. Otlieb Surbeer
und Jakob Schweitzer begrŸ§en sich sehr freundschaftlich. Otlieb frŠgt,
ob sein Sohn nicht bei ihm unterkommen kann, als Bursche fŸr alles.
Er sei tŸchtig und Arbeit gewšhnt, und er brauche ihm auch nichts zu
zahlen, nur Kost und Unterkunft, und ein wenig Taschengeld halt. Jakob,
všllig betrunken, sagt zu.
- "Schweitzerhof",
Regen. Adolf Surbeer, sechzehnjŠhrig, steht im Pferdestall, in dem nur
ein altes Pferd steht, und mistet aus. Er hat sichtlich Zeit und trŠumt
vor sich hin. Jakob kommt zu ihm, betrunken, und verlangt, da§ er auf
den Dachboden geht und einen alten Koffer holt. Als Adolf auf den Dachboden
kommt, findet er eine Staffelei und einen Holzkasten. Er šffnet diesen
und sieht, da§ er eine vollstŠndige und nicht gebrauchte MalerausrŸstung
beinhaltet. Er nimmt beides an sich. Als er mit dem Koffer zu Jakob
zurŸckkommt, packt dieser Kerzenleuchter, eine Kaminuhr und sichtlich
wertvolles Porzellan darein, das er im Heu versteckt hat. Adolf sieht
ihm zu.
- "Schweitzerhof".
Stall. Adolf steht an der Staffelei und malt eine Landschaft im Sonnenuntergang.
Ruth tritt von hinten an ihn heran und sieht ihm zu. Erst ganz leise.
Sie betrachtet ihn genauer, er gefŠllt ihr sichtlich. Sie macht ein
GerŠusch, er wendet sich ihr zu und ist verlegen. Ruth nimmt von seiner
Malerei angetan Notiz und redet davon, da§ aus ihm ein gro§er Maler
werden wird. Adolf stimmt zu, da§ er das wolle.
- "Schweitzerhof".
Stall. 1968, SpŠtherbst. Adolf und Ruth unterhalten sich fršhlich und
sichtlich verliebt. Ruth spricht davon, da§ Adolf ein berŸhmter Maler
werden wird, und macht ihm schšne Augen. "Adolf Surbeer",
sagt sie immer wieder; so wird es in den Zeitungen stehen. Das sei ein
so schšner Name. Adolf ist sehr verlegen. Ruth schŸttet sein WassergefŠ§
um, soda§ sich der Inhalt Ÿber sein Bild ergie§t. Adolf ist schockiert,
Ruth sehr betroffen, will ihm helfen, das Bild zu retten. Als sie das
Wasser wegreiben wollen, berŸhren sich ihre HŠnde, und sie sehen sich
an. Adolf zieht sie ins Stroh.
- Elternhaus Helena.
1977, Oktober. Der Vater sitzt noch immer in der KŸche und trinkt Bier,
trŠumt vor sich hin. Helena in ihrem Zimmer, aufgeregt lauscht sie.
Sie geht zur TŸre, šffnet sie einen Spalt, hšrt von unten den Vater.
Huscht wieder ins Bett. Knipst das Licht an, starrt in die Luft, das
Herz schlŠgt ihrsichtlich wild, sie atmet verhalten im oberen Brustkorb.
Vom Kirchturm hšrt man gedŠmpft zehn SchlŠge. Dann hšrt man, wie Adolf
das Licht in der KŸche ausschaltet und langsam die Stufen heraufkommt.
Helena zieht die Decke bis unters Kinn, všllig aufgeregt, und schaltet
hektisch das Licht aus. Von drau§en hšrt man die Schritte des Vaters,
der am Gang vorbeigeht, dann die Badezimmer-TŸre, Wasserrauschen, wieder
die Schritte, die vor dem Zimmer HelenaÕs kurz innehalten, dann Schritte,
die SchlafzimmertŸre, und deren Schlie§en. Helena ist ganz aufgeregt,
hat die Augen kurz geschlossen, als die Schritte vor der TŸre verharrten,
šffnet sie nun wieder, und steigt aus dem Bett.
- Gasthaus "Goldener
Ochse". Jakob Schweitzer und die schwangere Kerstin, Otlieb Surbeer
und Adolfs Stiefmutter, Adolfs kleinere Geschwister, Astrid und Almut.,
beide sehr reserviert. Ruth im Hochzeitskleid, Adolf im dunkelbraunen
Anzug, der viel zu klein ist. Jakob und Otlieb saufen um die Wette,
die anderen unterhalten sich wenig und gedŠmpft Ÿber die Zukunft. Die
Schwestern betonen, da§ sie froh sind, weg zu sein. Der Wirt kommt mit
der Rechnung, er macht sich Sorgen, da§ bezahlt wird. Otlieb springt
auf und begleicht sie gro§zŸgig, und alle staunen, niemand wei§, woher
er das Geld hat. Jakob ist betroffen und fŸhlt sich blo§gestellt, streitet
erst um die Rechnung, da§ er sie hŠtte bezahlen wollen, als Hochzeitsgeschenk.
Worauf Otlieb sagt, da§ er sich eben was anderes einfallenlassen mŸsse.
Jakob fŸhlt sich herausgefordert, und mit lallenden Worten verspricht
er nach kurzem Nachdenken dem Hochzeitspaar ein GrundstŸck, damit sie
ein Haus bauen kšnnen. Kerstin verlangt sofort vom Wirt Block und Stift
und drŠngt ihn zur schriftlichen Besiegelung. Jakob ist verŠrgert, er
halte auch so sein Wort, aber als ihn alle erwartungsvoll anstarren,
schreibt er das Versprechen auf Papier. Kerstin rei§t ihm den Block
aus den HŠnden, rei§t den Zettel ab und gibt ihn sofort an Ruth weiter.
Das Paar ist všllig ŸberwŠltigt und glŸcklich. Und sie schmieden HausbauplŠne.
Otlieb ist sichtlich von den Schwestern angetan und macht ihnen immer
wieder den Hof, klopft auch der Braut auf den Hintern und rei§t sich
um HochzeitskŸsse.
- WaldstŸck am Schweitzerhof.
1969, FrŸhjahr. Jakob und Adolf, kaum siebzehn Jahre alt, schreiten
ein StŸck Wald ab, auf dem das Paar bauen soll. Jakob jammert Ÿber die
GrundstŸcksgrš§e, er habe sich zu einem so gro§en GrundstŸck hinrei§en
lassen, was denn Adolf damit anfange, das sei doch so viel Arbeit ...
Adolf lŠ§t sich weichkriegen und gibt sich mit einem ganz kleinen GrundstŸck
an der Schotterstra§e zum Gut zufrieden. Jakob ist hšchst zufrieden
mit Adolf und lŠdt ihn in den "Goldenen Ochsen" ein.
- "Schweitzerhof",
Zimmer Ruth. Adolf kommt erst im Morgengrauen schwerbetrunken heim,
wo ihn die hochschwangere Ruth mit wŸsten Beschimpfungen erwartet. Adolf
zieht sich zurŸck. Sie bewohnen das kleines Zimmer als vorlŠufige Wohnung.
- Pfarrhof Trobeau.
1977. Ruth und die anderen Frauen sitzen beisammen und diskutieren die
Diskriminierung der Frauen durch traditionelle Rollen. Vom Kirchturm
her schlŠgt die Uhr zehn. Immer wieder betont Ruth ihr schweres Los.
Eine Frau macht dem jungen Pfarrer sichtlich den Hof. Sie beschlie§en
eine Reise zu einem landesweit bekannten Volksmusikabend. Sie diskutieren
Ÿber die Unsinnigkeit des Zšlibats. Der Pfarrer erzŠhlt von seiner Internatszeit
und deren unsinniger Strenge.
- Schweitzerhof. 1972.
Adolf sitzt mit der dreijŠhrigen Helena auf dem Scho§, die ein hŸbsches
MŠdchen ist, im Zimmer und besieht sich einen Bildband "Malerei
des zwanzigsten Jahrhunderts". Er redet recht lieb mit dem Kind
und sie verstehen sich ausgezeichnet. Ruth kommt von der Kirche. Sie
macht ihm VorwŸrfe, da§ er nie mitgeht. Er sagt, da§ ihn der neue Pfarrer
nicht interessiert, und schon gar nicht die Landessprache im Gottesdienst,
das halte er fŸr eine banale Quatscherei, das habe nichts Feierliches
mehr, da sehe er sich aus den Bildern mehr Schšnheit. Ruth erzŠhlt herausfordernd,
da§ die neuen Gesetze durch die sozialistische Regierung bald ziemliche
€nderungen bringen wŸrden, soda§ die MŠnner noch schauen wŸrden. Endlich
wŸrde es gerechter. Sie streiten, Helena sieht mit gro§en Augen zu,
und Adolf verlŠ§t schlie§lich das Zimmer, als Ruth ihm vorwirft, da§
das Haus so langsam fertigwŸrde, weil er es zu nichts gebracht habe.
Was sei er denn schon: Lastwagenchaffeur.
- Trobeau, "Goldener
Ochse". Adolf sitzt zu spŠter Stunde an einem der Tische. Andere
MŠnner erklŠren ihm und sich, wie man es anzustellen habe, da§ man es
zu etwas bringe. Adolf betrinkt sich všllig, bis ihn der dicke Wirt
hinauswirft.
- Trobeau, "Goldener
Ochse". Adolf bleibt vor der Schwelle liegen und schlŠft ein. Am
frŸhen Morgen wacht er auf und geht zu seiner ArbeitsstŠtte, einer Spedition
in Trobeau.
- Trobeau, Speditionshof.
Adolf wankt, als er seinen Lastwagen besteigt. Eine SekretŠrin gibt
ihm Frachtpapiere. Er habe Waschpulver zu holen, es sei ein Eilauftrag,
und er solle die kŸrzere Strecke Ÿber die Dasch nehmen.
- BrŸcke Ÿber die Dash.
Es ist eine sehr schmale HolzbrŸcke, an dieser Stelle an die zweihundert
Meter lang. Sie reicht gerade fŸr einen Lastwagen. Adolf ist sehr zerstreut
und unsicher, er fŠhrt sehr rasch auf die BrŸcke auf und kann den Wagen
kaum gerade halten. Er schwitzt. Da befŠhrt auf der gegenŸberliegenden
Seite ebenfalls ein Lastwagen die BrŸcke. Er hupt, als sie sich nŠherkommen,
und fŠhrt auf den aus Bohlen bestehenden Fu§geherstreifen. Adolf ist
noch immer zu schnell. Die Wagen kommen rasch einander nŠher. Der andere
Fahrer gestikuliert wild aus dem Fenster heraus. Adolf schwitzt und
stšhnt verzweifelt, er versucht zu schalten, aber das Getriebe kracht,
und knapp zwanzig Meter, bevor sie einander begegnen, der andere Lastwagen
steht bereits, verrei§t Adolf das Steuer. Das rechte Vorderrad fŠngt
sich an den Bohlen, der Lastwagen wird seitlich gerissen, durchstš§t
das HolzgelŠnder, und stŸrtz in den Flu§. Adolf hat die TŸre aufgerissen
und ist abgesprungen.
- Der Lastwagen steht
zerbeult im Flu§; Adolf hŠlt sich an die TŸre geklammert und ruft um
Hilfe. Das Waschmittel wird vom Wasser von der LadeflŠche gerissen,
und bedeckt wie BlŸtenstaub den Flu§. Weiter unten schŠumt es gewaltig
auf, Flocken ziehen Ÿbers Land. Adolf schaut zu, verbirgt sein Gesicht
in den HŠnden, všllig verzweifelt.
- Der Chaffeur des
anderen Lastwagen und ein Radfahrer stehen auf der BrŸcke und unterhalten
sich Ÿber den armen Teufel, der den Schaden nun ersetzen wird mŸssen.
- Zimmer der Surbeers
am "Schweitzerhof". Aus dem Fenster sieht man,. wie sich unten
verschiedenen Herren umsehen, als begutachteten sie den Hof. Sie rufen
immer wieder nach Jakob Schweitzer, reden untereinander laut, da§ der
Hof ja kaum noch seine Schulden wert sei. Im Zimmer sitzen Adolf und
Ruth am Tisch, Helena spielt im Gitterbett. Ruth macht im heftigste
VorwŸrfe, nennt ihn einen všlligen Versager, er habe nun auch noch seine
Arbeit verloren, und man wisse nicht mehr, wie es weitergehen solle.
Sie habe ein anderes Leben verdient, aber sie hŠtte es wissen mŸssen,
ihn nie heiraten dŸrfen. Adolf hat das Gesicht in den HŠnden vergraben
und weint.
- Scheune am "Schweitzerhof".
Als Adolf sie betritt, sieht er Ÿber jener Stelle, wo er einst gemalt
hatte, die erhŠngte Kerstin. Sie hat ihrem Leben ein Ende gemacht. Adolf
packt verzweifelt einen Hammer.
- Schweitzerhof. Adolf
lŠuft im ganzen Hof herum, sucht Jakob Schweitzer, findet ihn aber nicht.
Er hockt sich in eine Ecke, und grŸbelt. Dann fa§t er einen Entschlu§
und steht auf.
- Das noch unfertige
Haus der Surbeers. 1974. Ruth werkt in der provisorischen KŸche, und
sie ist sehr lieb zu Helena, die spielt und alles bestaunt. Adolf kommt
bei der TŸre herein, vorsichtig. Ruth ist kŸhl, aber zurŸckhaltend.
Sie erzŠhlt, da§ der BŸrgermeister dagewesen sei, und ihm eine Anstellung
im Lagerhaus in Aussicht gestellt habe, als Lagerverwalter. Au§erdem
sei das Ansuchen um Sonderfšrderung bei der Landesregierung, das sie
gestellt habe, denn sie sei hingepilgert und habe darum gebeten, bewilligt
worden. Adolf nimmt Helena auf den Arm und unterhŠlt sich sehr ruhig
und lieb mit ihr. Die Mutter weist das MŠdchen scharf zurecht, als es
sich mit dem "schšnen Kleid" aufs Fensterbrett setzt, das
noch aus Beton besteht. Helena blickt sie grimmig an.
- Schulzimmer, Winter
1976. Helena sitzt inmitten ihrer MitschŸlerinnen. Sie unterhalten sich
Ÿber die Lehrerin. Helena nimmt eifrig fŸr sie Partei, verteidigt sie
leidenschaftlich. Als Margarethe Kaspar die Klasse betritt, verstumen
alle. Helena himmelt sie an. Die Kinder lachen, als die Lehrerin HelenaÕs
Zeichnungen lobt, die sie zeigen, zweifellos, im Hochzeitskleid. "Und
wer ist das?" Helena sieht sie an: "Das ist ... mein Papa...",
flŸstert sie.
-
Schule
in Trobeau, Vorgarten. Am Ende des Unterrichts, es ist FrŸhjahr, hat
sich Helena hinter einem Busch versteckt. Sie beobachtet ihre Lehrerin,
die in einen roten 2-CV steigt, in sehr kurzem Rock und einer Bluse
mit weitausgeschnittenem Kragen. Der Wagen ist bunt bemalt, wie ein
Hippie-Wagen, und aus dem Inneren dringt "Mamas und Papas"-Musik.
Man sieht, wie Helena ihre Blusenknšpfe šffnet, etwas wie die Lehrerin,
und ihren Rock hochzieht. Sie vergleicht, ob er so hoch ist wie der
der Lehrerin.
-
Burg
an der Dash. Die Schulklasse ist zum letzten Schulausflug vor den
Ferien mit der Lehrerin und einer mŠnnlichen Begleitperson im Hof.
Ein Šlterer Herr erklŠrt die Festung. Sie besteigen einen Turm.
-
Burg
an der Dash, Wendeltreppe Turm. Als sie eine enge Wendeltreppe hinabsteigen,
sieht Helena, wie sich der Mann und die Lehrerin zŠrtlich mit den
Fingern berŸhren und ansehen.
-
Weg
von der Burg zur Dash. Von nun an ist Helena stŠndig an der Seite
des Mannes, den die Lehrerin "Martin" nennt. Sie unterhŠlt
sich rege mit ihm. Man will Bootfahren. Als sie zur Verleihstelle,
ist kein Boot mehr da. Martin macht den Vorschlag, weiter oben am
Flu§ baden zu gehen. Er wisse da eine schšne Bucht. Wer wolle, kšnne
seine Sachen anbehalten, oder aber ausziehen, das sei ja egal, man
sei ja unter sich. Die Kinder stimmen erst begeistert ein.
-
Bucht
an der Dash, umstanden von BŠumen und BŸschen. Das Ufer fŠllt sanft
mit einer kleinen Wiese zum Wasser ab. Einige Kinder ziehen sich erst
rasch aus, halten aber dann inne. Es fŠllt auf, da§ sich Buben und
MŠdchen getrennt voneinander zu Gruppen formiert haben. Die Lehrerin
und Martin teilen den Kindern mit, da§ sie sich weiter entfernt hinlegen
wollten und sie beaufsichtigten. Sie sollten nur nicht weiter hinausgehen
als bis zum Ende der Buhne, die in den Flu§ ragt. Einige MŠdchen in
UnterwŠsche beginnen zu weinen. Einige Buben sehen verlegen in die
Gegend. Einige ziehen sich schlie§lich aus und stŸrmen unter wildem
Gejohle in eine Ecke der Bucht, wo sie wild aufeinander einspritzen.
Andere halten ihre WŠsche an und waten zur Buhne, wo sie einen Damm
errichten und Fische fangen. Einige MŠdchen waten nur mit aufgeschŸrzten
Ršcken am Ufer durchs Wasser und kreischen, weil sie sich imemr wieder
an den Steinen sto§en. Zwei MŠdchen und ein dicklicher Bub bleiben
in Kleidern am Ufer sitzen und essen etwas. Zwei MŠdchen haben sich
verstohlen ausgezogen und laufen durchs Wasser unter lautem Kreischen
auf die wild spritzenden Buben zu, tauchen bis zum Hals unter. Die
Buben stŸrzen sich auf sie und necken sie, immer wilder, versuchen
sie auseinanderzuziehen. Helena hat erst alles beobachtet. Sie Ÿberwindet
ihre Verlegenheit und entkleidet sich ganz. Sie versucht, sich sehr
natŸrlich zu bewegen, hockt sich zu den Jausnern und bittet um ein
StŸck Wurst. Der dicke Bub ist sehr verlegen. Helena richtet sich
stolz auf und blickt herausfordernd zu jenem Platz, an dem sie die
Lehrerin und Martin vermutet. Aber die sind weg.
-
Bucht
der Dash. Helena stiehlt sich von den anderen weg und schlŠgt sich
in die BŸsche. Sie will die beiden suchen. Sie kriecht durch das Unterholz,
ganz vorsichtig.
-
GebŸsch
an der Dash. Ein Ast ritzt Helena am RŸcken, sie gibt keinen Laut
von sich. Im Hintergrund hšrt man die kreischenden MŠdchen, die von
den Buben immer frecher bedrŠngt werden. Als Helena noch weiter durchs
Unterholz schleicht, hšrt sie eine leise MŠnnerstimme. Sie hŠlt inne,
lauscht, woher der Ton kommt, und entdeckt schlie§lich die beiden:
Die Lehrerin liegt mit dem linken Bein Ÿber den Unterleib MartinÕs
geschlagen halb auf diesem, sie reden leise miteinander, und sind
nackt. Helena sieht den beiden zu, und kehrt dann leise um.
-
Uferweg
Dash. Die SchŸler und die beiden Begleitpersonen gehen zurŸck. Helena
ist verschlossen und geht weitab von ihnen. Martin versucht ein joviales
GesprŠch mit den Buben zu beginnen, doch die wirken sehr wortkarg.
Jene Buben, die angezogen blieben und an der Buhne Fische fingen,
gehen in einer Gruppe und ignorieren Martin Ÿberhaupt. Die ganze Szene
ist sehr peinlich berŸhrt. Die MŠdchen unterhalten sich in Gruppen
Ÿber Pferde und Hasen, niemand spricht mit der Lehrerin.
-
Elternhaus
HelenaÕs, 1977. Helena hšrt das Klicken der SchlafzimmertŸre. Sie
steht auf und geht vorsichtig zu ihrer ZimmertŸre, horcht, šffnet
diese, geht auf Zehenspitzen hinaus.
-
Elternhaus
Helena. Gang. Helena geht zum Schlafzimmer, wo ihr Vater bereits das
Licht gelšscht hat. Vorsichtig šffnet sie die TŸre, und geht mit verhaltenem
Atem hinein.
-
Elternhaus
Helena. Schlafzimmer der Eltern. Der Vater hšrt sie, dreht sich zu
ihr und frŠgt, was sie wolle. Sie kšnne nicht schlafen. Und wŠhrend
sie noch frŠgt, ob sie ins Bett der Mutter steigen kšnne, ist sie
bereits unter die Decke geschlŸpft. Sie schliei§t ihre Augen fest
zu und stellt sich schlafend. Man sieht, wie der Vater gegen die Decke
starrt, wach ist. Helena dreht sich zu ihm um. Dann rŸckt sie vorsichtig
weiter, und bei ihm angekommen, legt sie ihr linkes Bein Ÿber seinen
Unterleib. Der Vater sieht sie an. Dann schiebt er seinen linken Arm
unter sie und zieht sie an sich. Langsam dreht er sich nach links
...
-
Trobeau,
Pfarrhaus, 1977. Ruth verabschiedet sich von den anderen Frauen und
vom Pfarrer, der sie noch auf die nŠchste Schneiderrunde aufmerksam
macht, fŸr die er NŠhmaschinen organisiert habe. Die Turmuhr schlŠgt
elf. Ruth geht vom Ort durch den Waldweg zu sich nach Hause.
-
Elternhaus
Helena. Schlafzimmer der Surbeers. Helena liegt mit fest zugekniffenen
Augen und zerzaustem, verschwitztem Haar, im Bett, zur Seite gedereht,
und atmet heftig. Die Turmuhr schlŠgt elf. Der Vater liegt auf dem
RŸcken und hat sich mit der Hand in die Haare gegriffen. Er rauft
mit gesenktem Kopf das Haar. Helena atmet heftig, šffnet immer wieder
die Augen weit. Man hšrt unten die HaustŸre, SchlŸssel werden auf
die Kommode im Flur gelegt. Der Vater dreht sich rasch zu Helena und
sagt knapp und scharf: "Geh jetzt!"
-
Elternhaus
Helena. Schlafzimmer der Surbeers. Ruth macht am Morgen die Betten
und sieht am Laken Blutspuren. Sie Ÿberlegt.
-
Elternhaus
Helena. Wohnzimmer, Herbst 1976. Abend. Helena sitzt auf der Bank
der Sitzgarnitur und blŠttert gelangweilt in einer Illustrierten.
Sie ignoriert die Mutter, die ihr schon mehrmals scharf gesagt hat,
da§ sie ins Bett gehen solle. Adolf geht ganz energisch zu ihr hin
und fordert sie unter Androhung einer Ohrfeige auf, ins Bett zu gehen,
sie solle endlich folgen. Mit hochmŸtigem Gesicht erhebt sich Helena
und geht aus dem Zimmer. Die Eltern unterhalten sich, da§ das MŠdchen
so aufsŠssig sei, und Adolf macht Ruth VorwŸrfe, da§ sie zu wenig
streng mit ihr umgehe. Ruth bemerkt, da§ das MŠdchen in letzter Zeit
so aufsŠssig sei, und dabei habe sie es immer so gut mit ihr gemeint
und alles fŸr sie getan. Adolf bestŠtigt ihr das, lobt sie fŸr die
Milde, das sei eben das MŸtterlliche, weist aber darauf hin, da§ er
in Zukunft noch etwas schŠrfer mit ihr sein werde. Dann sprechen sie
beide Ÿber das Kind, das Ruth schon erwartet. Und sie rŠtseln Ÿber
die Namen: Reginald, oder Regina, oder ... Sabine? Adolf gibt ihr
nur Recht, ist sichtlich bemŸht, bei ihr keinen Unmut zu erregen.
-
Elternhaus
Helena, KŸche, 1976. Abend. Ruth steckt Helena einen Rocksaum mit
Nadeln; der Rock ist sehr kurz. Adolf kommt herein, sieht zur Seite.
Ruth fordert ihn auf, Helena anzusehen, der Rock sei doch so hŸbsch.
schiebt den Saum, ob er so gut sei. Adolf sieht verlegen hin und gibt
ein oberflŠchliches Urteil, Ruth sieht ihn an, zieht Helena den Rock
aus, die nun in der Unterhose dasteht.. Adolf geht hinaus.
-
Elternhaus
Helena. Wohnzimmer, 1977, Abend. Eine Wiege steht in der Ecke, mit
rosenroten VorhŠngen, ein Baby macht ab und zu einen Muckser. Adolf
sitzt am Schreibtisch und betrachtet ein Buch Ÿber Impressionisten.
Helena kommt im Nachthemd die Stiegen herunter und geht herein. Ob
Mama wieder bei der Frauenrunde sei, sie wolle noch eine Honigmilch,
sie kšnne nicht schlafen. Adolf sagt ihr gedankenverloren, sie solle
in die KŸche gehen und sich selber eine holen. Mit dem Glas in der
Hand kommt Helena zurŸck, geht zur Wiege, sieht kurz hinein. Adolf
weist sie scharf zurecht, sie solle das Kind in Ruhe lassen und ins
Bett gehen. Doch sie stellt sich im ZurŸckgehen neben Adolf. Er ist
sichtlich nervšs, rŸckt ein wenig zur Seite. Sie besieht sich ebenfalls
die Bilder. Man sieht einen Monet, dem ein Liebermann gegenŸbergestellt
ist. Wenn man nŠher kommt, verschwimmt das Bild zu Punkten, geht man
weiter weg, stellt sich das Ganze wieder her. Helena probiert mit
den Blicken, kommt Adolf ganz nahe, und berŸhrt ihn schlie§lich mit
ihren Haaren, als sie mit dem Kopf auf und hiederwippt, um die optische
Wirkung scheinbar zu testen. Adolf ist noch nervšser. Er weist sie
zurecht, sie solle endlich gehen. Helena sieht ihn schnippisch an,
dann geht sie.
-
Elternhaus
Helena. HelenaÕs Zimmer. Sie liegt mit aufgeregtem Atem im Bett, das
Licht angeknipst. Sie hšrt den Vater am KŸhlschrank mit Flaschen hantieren.
Als sie ihn die Stiegen heraufkommen hšrt, knipst sie das Licht aus
und schlie§t scheinhalber die Augen. Die Schritte am Gang gehen direkt
zum Schlafzimmer. Helena springt nach einer Weile auf, schleicht sich
auf den Gang.
-
Elternhaus
Helena. Gang im Obergescho§. Helena geht auf ganzen Sohlen zur SchlafzimmertŸre.
Sie versucht vorsichtig die Klinke zu drŸcken. Doch die TŸre šffnet
sich nicht. Als sie durchs SchlŸsselloch zu sehen versucht, sieht
sie, da§ der SchlŸssel steckt und Licht brennt
-
Trobeau,
1996, Bahnstation. Helena ist aus dem Zug gestiegen und betritt die
typische Schnellbahnhaltestelle, moderner Beton-Schachtelstil mit
selbstšffnenden TŸren. Sie unterhŠlt sich mit dem Bahnbeamten, was
aus der schšnen alten Holzstation geworden sei. Der erzŠhlt, da§ die
vor drei, vier Jahren weggerissen worden sei. Sie geht auf den Bahnhofsvorplatz
hinaus und folgt dem Schild "Trobeau". Der Ort liegt etwa
drei Kilometer weiter. Sie geht langsam die Stra§e entlang, und biegt
dann nach etwa einem Kilometer in eine Feldstra§e, die "Urlaub
am Bauernhof" ankŸndigt. Ein Schild zeigt, da§ Trobeau noch zwei
Kolometer entfernt liegt. Sie schlendert die Stra§e entlang, betrachtet
die Felder links, den Wald rechts. Všgel schie§en durch die BŸsche,
KrŠhen schreien, Fliegen peitschen an ihrem Ohr vorbei. Das ungemŠhte
Gras am etwas erhšhten Stra§enrain beugt sich, es ist tauna§. Sie
zupt es ab, fragt lŠchelnd "Fuchs oder Henne?" Schlie§lich
gelangt sie nach einer Wegbiegung zum Haus der Eltern. Es hat sich
ziemlich verŠndert: Im Garten befindet sich ein einfacher, kleiner
Holzschuppen mit einem angebauten GewŠchshaus, ebenso ist ein Wintergarten
angebaut. Der Vorgarten ist ŸbersŠt mit Blumen und Blumentršgen. Von
den Fenstern hŠngen Ÿppige Geranien aus verzierten Holzkisten. Sie
bleibt ein wenig stehen und betrachtet das idyllische Bild.
-
Elternhaus
Helena. Vorgarten. Der Vater, Adolf Surbeer, kommt um die Ecke mit
zwei SpritzkrŸgen in der Hand. Er sieht sie nicht gleich. Helena hat
ihre Tasche niedergestellt und sieht ihm zu, wie er die Blumen gie§t.
Es ist schon um diese Morgenzeit drŸckend hei§. Er ist mit einer Jean
bekleidet, einem alten, karierten Hemd, und trŠgt einen schŠbigen
Strohhut am Kopf. Als er helena sieht, stellt er langsam die grell-orangen
SpritzkrŸge nieder und bleibt wie versteinert stehen, wartet, was
sie tut. Helena betritt langsam durch das GartentŸrchen den Garten
und sagt nach einer Weile, in der sie sich gegenŸberstehen: "GrŸ§
dich!" Jetzt lšst sich auch seine Erstarrung, und er begrŸ§t
sie. Er hat TrŠnen in den Augen. Dann erklŠrt er ihr den Garten, die
Blumen, und da§ er noch am selben Tag anfangen werde, ein Biotop zu
graben. Die Mutter wolle es so, und Helena kenne sie ja.
-
Helena
betritt das Haus. Die Mutter steht in der KŸche und glasiert eine
Torte fŸr den Abend. Sie ist ziemlich Ÿppig geworden, mit schwerem
Busen, und trŠgt nur ein schmuddeliges T-Shirt und eine grŠ§liche
Leggin. Ihre einstige HŸbschheit ist dahin. Immer wieder tritt sie
zurŸck und betrachtet ihr Werk, wobei sie sich die Finger laut schmatzend
abschleckt. Als sie Helena gr٤t, erschrickt sie heftig und gr٤t
sie dann mit dem abgewinkelten Arm. Sie sieht ihr aber nicht in die
Augen. Dann schreit sie durch das KŸchenfenster zu Adolf, er solle
vor allem die Blumen am Eingang recht gie§en, es wird sicher wieder
furchtbar hei§ heute, sie spŸre schon ihre MigrŠne.
-
Ruth
Surbeer frŠgt nur wenig nach Helena, erzŠhlt vor allem von ihren Leiden,
die sie angeblich plagen und der ErzŠhlweise merkt man an, da§ sie
Hypochonderin ist. Helena nimmt sie leicht ironisierend. Sie wird
von der Mutter sofort zu Arbeiten eingeteilt. Ruth geht dann ins Wohnzimmer,
wo sie sich auf die Couch legt und ihre EntspannungsŸbungen macht,
wobei sie den Fernseher eingeschaltet hat, um zugleich nicht die Fortsetzungsserie
zu versŠumen, wie sie Helena zu deren Erstaunen erklŠrt. Helena sieht
sich im Haus um, wo die meisten StŸcke sie an ihre Kindheit erinnern.
-
Elternhaus
Helena. KŸche. Sabine kommt um 11 Uhr aus ihrem Zimmer und begrŸ§t
verschlafen Helena, geht zum KŸhlschrank, der gerammelt voll ist,
und bedient sich, indem sie Wurst und KŠse einfach so in den Mund
steckt. Helena bietet ihr Kaffee an, den sie zubereitet. Sabine setzt
selbstverstŠndlich voraus, da§ Helena hier zuhause ist, worauf Helena
stets ein wenig stutzt. Sie unterhalten sich Ÿber den BrŠutigam, Victor,
der aus einem der besten HŠuser BonvieÕs stammt. Setzen sich in den
Wintergarten. Sabine erzŠhlt, da§ der Vater mittlerweile soetwas wie
der GŠrtner der Mutter geworden ist, die sich ihre Zeit mit Reisen
und KatalogkŠufen vertreibt. Vor allem auf den kŸnftigen Schwiegersohn
sei sie so stolz, denn sie selbst hŠtte ebenfalls gerne eine solche
Partie gemacht. Dann bietet Sabine Helena an, sie zu schminken, nachdem
sie geduscht habe, und sie gehen nach oben.
-
Elternhaus
Helena. Dusche. Helena tritt ein, wŠhrend Sabine sich ihr T-Shirt
anzieht. Der Heizstrahler lŠuft auf hšchster Stufe. Sabine begrŸndet
es Helena gegenŸber damit, da§ ihr nach dem Duschen immer kalt sei.
-
Elternhaus
Helena. SabineÕs Zimmer im Obergescho§; grelles Licht Ÿber ein DachflŠchenfenster
dringt ein. Das Zimmer ist ein wŸster Sauhaufen, Ÿberall liegen getragene
KleidungsstŸcke, das Leintuch des Bettes hŠngt zu Boden, die Kissen
sind všllig zerknŸllt, Ÿberall Speisenreste und beschmutztes Geschirr.
Sie fŸhren "FrauengesprŠche", auch Ÿber Victor, und ein
wenig Ÿber die Vergangenheit, in der Sabine Helena wegen ihrer "Freiheit"
und SelbstŠndigkeit so bewundert habe. Sabine erzŠhlt ein wenig von
ihrer LebensfŸhrung, die aus einem Wechsel zwischen Arbeitsplatz,
Discos, Freundinnentratsch und Schminkexzessen besteht.
-
Elternhaus
Helena. Stiegenhaus, Mittag. Adolf kommt aus Trobeau. Da Ruth sich
nicht wohlfŸhlt, wollte sie nicht kochen. Er hat vom Gasthaus gebratenen
HŠhnchen geholt, die er auf einem Tablett an den beiden Schwestern
vorbeitrŠgt. Sabine ist seit dem Aufstehen nur leicht bekleidet, trŠgt
Ÿber ihrem Slip nur ein weites T-Shirt. Adolf blickt verlegen zur
Seite, drŸckt sich an den beiden vorbei. Sabine deutet Helena durch
eine Handbewegung, da§ er trinke.
-
Elternhaus
Helena, Diele. Am Abend trifft Victor ein. Er kommt erst betont salopp,
Typ handy-tragender Erfolgs-Junior-Manager, stutzt aber dann, als
er Helena sieht, und wirkt sichtlich verlegen. Er entschuldigt sich
unentwegt fŸr sein Aussehen, rechtfertigt sein Auto, sein Handy, seinen
Aktenkoffer, und kleidet sich dann auch um. Erst benimmt er sich sehr
gestelzt, wobei es ihm Ruth gleichtut, die unentwegt um ihn herum
ist und ihn nach WŸnschen frŠgt oder um AuskŸnfte bittet. Und weist
auf sein weltmŠnnisches Leben hin.
-
Elternhaus
Helena. Garten. Am spŠten Abend, es wird bereits dunkel, sitzen Adolf,
Ruth, Victor und Sabine im Garten auf wei§en StŸhlen und unterhalten
sich Ÿber den Sinn der Ehe. Helena, die im Wald spazieren war, tritt
hinzu. Victor begrŸ§t sie betont aufgerŠumt, man habe mit dem Ansto§en
auf sie gewartet. Helena holt den Wein und GlŠser aus der KŸche und
trŠgt auf. Victor šffnet die Flasche fachmŠnnisch, und gie§t allen
ein. Dann wird auf die Verlobten angesto§en. Victor bittet Adolf um
das "Du-"Wort und die Anrede "Papa", worin Adolf
mit gleichmŸtigem Gesicht eingeht. Adolf beginnt ein GesprŠch, warum
man denn eigentlich heirate. Victor gibt ihm nicht unrecht, worauf
Ruth erbost das GesprŠch an sich zieht, weil sie die Verheiratung
SabineÕs gefŠhrdet sieht. Victor ist auffallend um Helena bemŸht,
die geschminkt noch hŸbscher aussieht, und verŠrgert damit leicht
Sabine. Er erzŠhlt von seinen GeschŠftsreisen. Sabine macht Andeutungen
Ÿber seine Singapur-Reise. Ruth erzŠhlt stolz, da§ sie ŸbernŠchste
Woche nach Paris fahren werde: Sie nehme ein gŸsntiges Angebot zu
eienr Verkaufsreise wahr, ergŠnzt Sabine. Alle stehen auf um zu Bett
zu gehen. Nur Helena bleibt noch sitzen, raucht und genie§t die Stille.
-
Elternhaus
Helena. Garten. Ruth hat einen schweren Braten aufgetischt, der ihr
selbst hervorragend mundet. Die anderen essen unter Hinweis auf das
ungewšhnlich hei§e Wetter, das nun schon Wochen anhielte, nur wenig.
Als sie fertig sind, legen sich alle ein wenig nieder, um ein kurzes
SchlŠfchen zu halten. Victor bleibt im Garten, legt sich auf einen
Liegestuhl und schlŠgt ein Buch Ÿber Bšrsenstrategien auf, das er
sich Ÿbers Gesicht legt.
-
Elternhaus
Helena, Garten. 14 Uhr. Victor schlŠgt Sabine, die im Schatten sitzt,
vor, man kšnne doch an die Dash fahren, um sich ein wenig zu erfrischen.
Sabine ist begeistert. Victor schlŠgt vor, doch auch Helena mitzunehmen,
und stŸrzt nach oben, wo er sie laut pochend an der ZimmertŸre zu
Ÿberreden versucht, wie man unten hšrt. Schlie§lich kommt er wieder
heraus und frŠgt Sabine, ob sie Helena einen ihrer BadeanzŸge borgen
kšnne. Sabine steht maulend auf, denn sie hŠtte sicher eine kleinere
Grš§e, will ihr aber doch einen der ihren bringen. Adolf hat die Arbeit
vom Vortag fortgesetzt und grŠbt im Garten einen Teich. Die Erde verbringt
er schubkarrenweise in den Wald. Der Teich wird sehr gro§, wie man
jetzt sehen kann.
-
Elternhaus
Helena. Stiegenhaus. Victor pfeift durch die ZŠhne, als er Helena
die Treppen herunterkommen sieht: Der Badeanzug ist tatsŠchlich zu
klein, und er pre§t sich stark an ihren Kšrper, betont die BrŸste.
Er hakt sich bei beiden Frauen unter und sie gehen.
-
Dasch,
Ufer. Mittagshitze. Sabine steht am Wasser, sie trŠgt einen knappen,
modischen Bikini, und weigert sich, ins Wasser zu steigen, es sei
ihr zu kalt. Sie legt sich aufs Badetuch, das Victor ausgebreitet
hat, und lŠ§t sich von ihm mit Sonnenšl eincremen. Dann dšst sie ein.
Helena ist ins Wasser gestiegen und watet vorsichtig am Ufer. Sie
bemerkt, wie Victor sie anstarrt, und genie§t es sichtlich, prŠsentiert
sich und ihren Kšrper. Dann wendet sie sich ihm zu. Victor ist sichtlich
nervšs. Abrupt wendet er sich ab und beginnt Sabine zu necken.
-
Elternhaus
Helena, Vorgarten. Als sie in VictorÕs Wagen am Elternhaus wieder
anlangen - es ist Mitte des Nachmittags - steht ein fremdes, altes
Auto ‡ la Volvo 123 GT vor dem Haus. Sie hšren von drinnen aufgeregte
Stimmen.
-
Elternhaus
Helena, Wohnzimmer. Als sie ins Haus kommen, sehen sie: Es ist der
schon sehr betagte Dr. Estlect, der fŸr einen Kollegen ausnahmsweise
die Wochenendvertretung Ÿbernommen hat. Er hat sich Ÿber Ruth gebeugt
und streitet heftig mit ihr. Adolf erzŠhlt, da§ ihr sehr schlecht
geworden sei, und auf einem Arztbesuch bestanden habe. Er habe nur
diesen auftreiben kšnnen, alle seien in Urlaub. Ruth greift den Arzt
an, weil der sie kritisiert habe, sie mache zuwenig Bewegung, wodurch
der Kreislauf selbstverstŠndlich zu rasch schlaff werde. Und dann
noch das schwere Essen ... Er gibt ihr auf Verlangen noch eine weitere
Spritze. Victor und Sabine gehen auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen.
-
Elternhaus
Helena, Zimmer Sabine. Victor bemerkt vorsichtig, da§ er Helena sympathisch
findet. Sabine, ein wenig eifersŸchtig, erzŠhlt daraufhin von HelenaÕs
Jugend: Diese wŠre als ÔHure vom DorfÕ sehr verrrufen gewesen, bis
sie mit einem sehr fraglichen Typen, den Sabine als ÔSchweinÕ bezeichnet,
das Elternhaus verlassen habe. Seither war sie nicht mehr zuhause.
VictorÕs Interesse an Helena wird aber nicht geringer, es verlagert
sich aber sichtlich in der Betrachtungsweise der Frauen im Hause Surbeer
insgesamt.
-
Elternhaus
Helena, Vorzimmer. Victor, der gerade heruntergekommen ist, begleitet
den Arzt hinaus, Sabine und Helena folgen ihm. Er lŠdt ihn noch zu
einem Glas Limonade in die KŸche, was der alte Herr, der sichtlich
geschafft von der Hitze ist, gerne annimmt. Sie unterhalten sich Ÿber
die Neurodermitis, die Victor hat, wie dem Arzt an seinen Kniekehlen
aufgefallen ist. Er erklŠrt ihm, da§ dies seiner Ansicht nach mit
PersšnlichkeitsschwŠche zu tun hat. Und er erklŠrt dies mit einer
von ihm ausgeklŸgelten Theorie Ÿber Persšnlichkeit und Geist. ErzŸrnt
Victor damit aber so sehr, denn er fŸhlt sich angegriffen, da§ Helena
den Streit nur noch schlichten kann, indem sie selbst den Arzt vors
Haus bringt.
-
Elternhaus
Helena. Im Vorgarten entschuldigt sich Helena fŸr den Streit und frŠgt
nach einer Bemerkung des Arztes, die sie nicht verstanden hat. Der
Alte interessiert sie Ÿber die Ma§en: Er ist kauzig und witzig, und
tŠndelt vŠterlich ein wenig mit Helena, die ihm sichtlich gefŠllt.
Er erklŠrt ihr seine Theorie und schlie§t daran auch seine Gedanken
an, die er zu Helena selbst sich macht, als sie ihm mitteilt, da§
sie nach Auskunft ihrer €rzte unfruchtbar sei. Seine ErklŠrungen laufen
darauf hinaus, da§ er sie darauf hinweist, da§ etwas in ihr nicht
zur Frau gekommen sei. Vielleicht brauche sie etwas, wofŸr sie sorgen
kšnne. In Helena bricht etwas auf, als er sie vertraut am Kinn fa§t.
Sie fŠllt in tiefe Nachdenklichkeit.
-
Elternhaus
Helena, Terrasse. Abend. Victor hŠnselt Helena, die ihm so nachdenklich
scheine. Doch sie weist ihn zurŸck. Er geht zu Bett. Helena sitzt
noch im Dunkeln und raucht. Eine Kerze brennt neben ihr. Sie denkt
nach. Es ist ruhig, Grillen zirpen, Man sieht, da§ sie weint.
|